
Fliegen auf dem Sprungstab
Extreme Pogo – auch bekannt als Xpogo – ist die actiongeladene und explosive Weiterentwicklung des klassischen Pogo-Sticks. Vergiss das klappernde Spielzeug aus deiner Kindheit: Mit Hochleistungs-Sprungstäben erreichen Athleten heute Sprunghöhen von bis zu drei Metern, führen mehrfache Saltos und komplizierte Drehungen aus und verbinden dabei Akrobatik mit technischer Präzision. Was einst als Zeitvertreib auf dem Schulhof begann, ist heute ein international anerkannter Extremsport, der Mut, Technik und totale Körperbeherrschung erfordert.
Die Technik hinter dem Sprung
Der größte Unterschied zum Spielzeug liegt im Inneren der Röhre. Klassische Pogo-Sticks arbeiten mit einer einfachen Stahlfeder, die beim Aufprall zusammengedrückt und beim Absprung wieder freigesetzt wird. Diese Technik stößt jedoch physikalisch schnell an ihre Grenzen.
Bei modernen Extreme-Pogo-Sticks sorgt dagegen ein ausgeklügeltes Luftdruck- oder Elastomersystem für die enorme Sprungkraft. Diese pneumatischen Systeme funktionieren ähnlich wie die Dämpfer bei einem Mountainbike oder Motocross-Motorrad, nur umgekehrt: Sie sind darauf ausgelegt, die Energie explosionsartig wieder abzugeben. Der Luftdruck kann dabei individuell auf das Körpergewicht und den gewünschten Sprungstil des Athleten eingestellt werden. Die Geräte selbst bestehen meist aus Flugzeug-Aluminium oder Carbon, um das Gewicht so gering wie möglich zu halten, und besitzen rutschfeste Pedale sowie extrem stabile Griffe für maximale Kontrolle bei der Landung.
Ursprung und Entwicklung
Extreme Pogo entstand Anfang der 2000er-Jahre in den USA, als der Drang nach „höher, schneller, weiter“ auch vor dem Pogo-Stick nicht halt machte. Junge Sportler experimentierten mit verstärkten Stäben und begannen, Stunts und Tricks zu entwickeln – stark inspiriert von Skateboardern und BMX-Fahrern.
Ein Wendepunkt war das Jahr 2004, als sich die Organisation Xpogo gründete. Sie professionalisierte den wilden Haufen an Springern, koordiniert bis heute die Szene und organisiert internationale Events. Seither finden weltweit Shows, Touren und Meisterschaften statt, wobei die Pogopalooza World Championship als der „Super Bowl“ des Pogo-Sports gilt.
Der urbane Spielplatz: Parkour trifft Pogo
Ein Aspekt, der den Sport besonders faszinierend macht, ist die Nutzung der Umgebung. Ähnlich wie beim Parkour oder Street-Skating nutzen Xpogo-Athleten die städtische Architektur als ihren Spielplatz. Dieser Stil wird oft als „Street Pogo“ bezeichnet. Treppen werden nicht gegangen, sondern in einem Satz übersprungen. Mauern, Geländer und Poller werden zu Absprungrampen oder Hindernissen für sogenannte „Grinds“ und „Stalls“. Die Stadt verwandelt sich in einen Hindernisparcours, bei dem der Boden oft nur für den Bruchteil einer Sekunde berührt wird. Diese Fähigkeit, sich dreidimensional und scheinbar schwerelos durch den „Betondschungel“ zu bewegen, sorgt bei Passanten regelmäßig für ungläubiges Staunen.
Wettbewerbe und Disziplinen
Bei der Pogopalooza treten die besten Athleten der Welt in mehreren Kategorien gegeneinander an:
- Big Air: Die Königsdisziplin. Wer erreicht die größte Sprunghöhe über eine Latte? Hier geht es um pure Kraft und Aerodynamik.
- Best Trick: Hier gibt es Punkte für Kreativität, Schwierigkeitsgrad und die „Sauberkeit“ der Ausführung.
- Freestyle: Eine festgelegte Zeit (Run), in der eine Kombination aus Akrobatik, Tanz und flüssigen Sprüngen gezeigt werden muss.
- High Jump: Sensoren messen die exakte Höhe des niedrigsten Teils des Pogo-Sticks beim Absprung.
Bewertet werden Höhe, Schwierigkeit, Stil und Landungssicherheit. Die Shows sind spektakulär und ziehen Publikum aus aller Welt an.

Tricks und Bewegungen
Das Repertoire im Extreme Pogo ist mittlerweile riesig und wächst ständig. Zu den „Basics“ gehören der No-Hander(Sprung ohne Hände am Griff) oder der No-Footer (Füße weg von den Rasten). Komplexer wird es beim Tailwhip(Drehung des Stabs um die eigene Achse unter dem Körper) oder dem Barspin. Die absolute Elite beherrscht Vorwärts- und Rückwärtssaltos (Flips) in Variationen, die der Schwerkraft zu spotten scheinen. Erfahrene Springer kombinieren mehrere dieser Bewegungen in einer einzigen Flugphase – sogenanntes „Linking“. Timing und Präzision sind hier alles: Ein Millimeter Abweichung bei der Landung kann den Unterschied zwischen einem perfekten Sprung und einem harten Sturz bedeuten.
Training und Sicherheit
Wer glaubt, Pogo sei nur Hüpfen, irrt gewaltig. Es ist ein brutales Ganzkörper-Workout. Eine Stunde intensives Xpogo kann bis zu 600 Kalorien verbrennen. Profis arbeiten regelmäßig an ihrer Balance, der Core-Stabilität (Rumpfmuskulatur) und ihrer explosiven Sprungkraft.
Sicherheit steht dabei an oberster Stelle. Schutzkleidung ist absolute Pflicht: Ein gut sitzender Helm (oft Full-Face), Knie- und Ellbogenschoner sowie Handschuhe gehören zur Standardausrüstung. Viele der waghalsigen Tricks werden zunächst monatelang in „Foam Pits“ (Schaumstoffgruben) oder auf Airbags geübt, bevor sie auf hartem Asphalt gezeigt werden. Körperbeherrschung und das Wissen um die eigenen Grenzen sind entscheidend, um Verletzungen zu vermeiden.
Weltweite Szene
Die Xpogo-Community wächst stetig, ist aber familiär geblieben. Athleten aus den USA, Japan, Großbritannien, Deutschland und Australien sind eng vernetzt. Sie teilen ihre Sprünge und Tutorials in sozialen Medien und erreichen damit Millionen Zuschauer auf TikTok und YouTube. Namen wie Dalton Smith, Tone Staubs und Biff Hutchisonzählen zu den Legenden des Sports, die die Grenzen des Machbaren immer wieder neu definieren. Extreme Pogo hat sich von einer Nischenbeschäftigung zu einer globalen Bewegung entwickelt, die Sport, Show und urbane Kunstform miteinander verbindet.
Auch RedBull hat einen Beitrag zum Extreme Pogo inklusive Bilder geschrieben. Hier geht es zu dem Artikel.
Warum Extreme Pogo begeistert
Extreme Pogo steht für pure Energie, Mut und Kreativität. Der Sport verbindet kindliche Spielfreude mit professioneller Athletik. Es ist dieses Gefühl des „kurzzeitigen Fliegens“, der Moment der Schwerelosigkeit am Scheitelpunkt des Sprungs, der süchtig macht. Zudem ist die Einstiegshürde vergleichsweise niedrig: Man braucht keinen Skipass und keinen Ozean – nur einen Stick und festen Boden. Jeder Sprung erfordert Konzentration und Vertrauen in das eigene Können – Eigenschaften, die diesen Extremsport so faszinierend machen.

Fun Facts
- Der offizielle Höhenweltrekord liegt bei unfassbaren 3,40 Metern.
- Einige Athleten springen über Autos oder sogar mehrere Menschen gleichzeitig.
- Die Organisation Xpogo listet mittlerweile über 50 offiziell anerkannte Tricks.
- Bei der Pogopalooza gibt es oft eine humorvolle „Fails of Fame“-Ehrung für besonders spektakuläre, aber glimpfliche Stürze.
- Extreme Pogo wurde bereits in großen internationalen TV-Shows wie „America’s Got Talent“ oder beim NBA-Halbzeitprogramm präsentiert.
Fazit
Extreme Pogo beweist, dass selbst ein einfaches Spielgerät zum Werkzeug für Höchstleistungen werden kann. Die Kombination aus technischer Innovation, körperlicher Fitness und kreativem Ausdruck macht den Reiz dieses Sports aus. Mit jedem Sprung verschieben die Athleten die Grenzen des Möglichen und zeigen, dass Leidenschaft der wahre Antrieb ist – egal ob auf zwei Rädern, einem Brett oder eben einem einzigen Sprungstab.
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